Mein Weg zu Blattgold – Tipps für den Start in eine vegane Ernährung

Es kann sein, dass der Übergang von einer „normalen“ Ernährung hin zu Blattgold-Gerichten etwas Zeit benötigt.

Ein idealer Anlass, um einen Wechsel zu markieren, ist eine Darmsanierung oder eine Fastenkur.
Aber auch ohne diese Zäsur kann der Übergang zur veganen Ernährung gelingen. Aber lasst Euch und Euren Kindern Zeit. Je nach dem wie lange man schon Zucker, weißes Mehl oder Fertigprodukte gegessen hat, kann es sein, dass der Körper sich erst an den „neuen“ Geschmack gewöhnen muss. Aber er wird es tun! Lasst Euch nicht entmutigen. Beginnt zum Beispiel damit, zunächst eine der Mahlzeiten am Tag zu ersetzen. Und baut dann langsam darauf auf.

Bei mir ging es auch nicht von heute auf morgen. Mein Weg begann vor über 20 Jahren: Mit 11 Jahren wurde ich Vegetarierin. Erst kurz vor der Geburt meiner ersten Tochter, über 15 Jahre später, fing ich dann an, mich intensiver mit meinem Essen zu beschäftigen, verzichtete schon mal größtenteils auf Kuhmilch und reduzierte meinen weißen Zuckerkonsum und stellte auf Bio um. Die Ergebnisse dieser Umstellung waren beeindruckend: Rheuma und eine Herz-Rhythmus-Störung, die mich seit Jahren begleitet hatte, verschwanden!

Es dauerte noch einmal knapp drei Jahre, bis wir den Schritt in die vegane Ernährung machten. Und wir sind noch lange nicht am Ziel. Ich maße mir nicht an, zu denken, dass unsere Ernährung perfekt ist. Aber sie ist so gut, wie wir es momentan wissen und können. Und es kommen immer wieder neue Erkenntnisse dazu, die wir dann in unsere Ernährung integrieren. Es ist ein nie abgeschlossenes Feld, man kann täglich weiter lernen und sich entwickeln. Und das macht es so spannend!

Gerade im Bezug auf die Zuckerentwöhnung kann es helfen, am Anfang einfach alles ein bißchen süßer zu machen als in meinen Rezepten beschrieben. Nehmt eine Dattel oder einen Löffel Kokosblütenzucker mehr. Macht es so, dass die Süße für Euch befriedigend ist. Mit der Zeit werdet Ihr mit weniger und weniger Süße glücklich sein. Es ist wirklich wie ein Entzug, und wir sind inzwischen an dem Punkt, dass uns konventionell gesüßte Sachen tatsächlich viel zu süß sind und einfach nicht schmecken!

Wenn Ihr noch Fertigprodukte im Schrank habt, schmeißt die nicht weg. Versucht nur einfach, keine neuen zu kaufen. Und die Schränke so Schritt für Schritt, Einkauf für Einkauf, mit unverarbeiteten Dinge zu füllen. Das ist nicht nur günstiger, sondern auch viel flexibler. Bald werdet Ihr eine wunderbare Vorratskammer haben, aus der man die unterschiedlichsten Köstlichkeiten zaubern kann.

Bei unserer Umstellung auf „vegan leben“ konnte ich mir am wenigsten vorstellen, auf Käse zu verzichten. Wir haben zwar fast nur noch Ziegenkäse gegessen, aber den dafür sooo gern! Und auch hier ist es tatsächlich ein Entzug, er dauert etwa zwei bis vier Wochen. Der Grund dafür sind Darmbakterien, die für die Käseverdauung benötigt werden. Die durch ihre reine Anwesenheit dann aber auch wieder neue Lust auf Käse machen, Gemeinheit!

Füttert man sie jedoch eine zeitlang nicht, verschwinden sie. Und mit ihnen die Lust auf Käse! Inzwischen finde ich den Anblick einer in Käse ertrinkenden Pizza überhaupt nicht mehr ansprechend. Und wenn doch mal wieder alte  Gelüste und Erinnerungen hochkommen, kann ein wenig überbackener Cashewkäse diese unglaublich gut befriedigen!

Für Milch gibt es ja bereits unzählige Alternativen, die inzwischen überall verfügbar sind. Unsere Favoriten sind Hafer- und Mandelmilch. Wir haben viele durchprobiert: Am besten schmeckt die Hafermilch von Oatly, aber nur die mit Kalzium, in dunkelblau.

Heute stellen wir unsere Milch größtenteil selbst her, aber für den Einstieg und Übergang empfehle ich Euch: macht Euch das Leben nicht so schwer. Ausgewählte Bio-Fertigprodukte in Maßen sind eine gute Hilfe. Macht alles Schritt für Schritt. Wenn Ihr Euch mit einem bestimmten Level gut und sicher fühlt, geht weiter. Wenn man von heute auf morgen alles komplett umstellen will (was natürlich auch geht), ist das Frustrationsrisiko relativ hoch. Auch der Zeitaufwand des Selbermachens sollte nicht unterschätzt werden. Bei einer schrittweisen Umstellung fügt sich das restliche Leben leichter um die neue Küchenzeit als bei einem Radikalschnitt.

Wenn man (fast) alles selbst zubereitet, bekommt Nahrung einen ganz anderen Stellenwert. Sie wird sehr wertvoll und ist nicht mehr nur Mittel zum Zweck. Wir haben im Wohnzimmer eine alte Truhe, die – in den besten Zeiten – prall gefüllt ist, mit Nüssen, Datteln, Amaranth, Körnern, Samen Getreide, Kakao, Bohnen und Kokosfett. Wir nennen sie unsere Schatztruhe. Und wenn sie voll ist, fühlen wir uns in der Tat reich und wohlhabend!

Nahrung ist inwischen das wichtigste Gut in unserem Leben geworden. Und auch in dem der Kinder. Es macht uns glücklich, zu sehen, wie sie unsere Werte übernehmen. Und sich zum Geburtstag kaum ein schöneres Geschenk als Gojibeeren oder getrocknete Aprikosen vorstellen können!

2 Kommentare zu “Tipps für den Anfang”

  1. Liebe Frau Blattgold,

    wir wissen seit letzter Woche, dass mein Sohn (11) ein HPUler ist und verschiedene Allergien entwickelt hat. Ei, Weizen, Kuhmilch. Nun sind wir schrittweise dabei unsere Ernährung umzustellen. Was einem vor große Herausforderung stellt, gerade was das Essen kochen angeht.
    Er muss nun verschiedene Präberate einnehmen.
    7 Jahre waren wir auf der Suche nach dem Grund für seine „kindliche Migräne“ – waren keine schöne Zeiten für das Kind – aber auch für mich als Mutter nicht.
    Nun haben wir endlich den Grund dafür gefunden und ich danke Gott dafür.

    Meine Frage, haben Sie auch ein Buch mit Ihren Rezepten veröffentlicht?

    1. Liebe Tanja,

      das tut mir sehr leid zu lesen – was für eine Odysee!
      Wie schön, dass Sie jetzt eine Lösung gefunden haben.
      Ein Buch gibt es leider (noch) nicht – doch es ist in Planung!

      Alles Gute für Sie und Ihren Sohn
      Anna

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